Die Bedeutung von Wärme

Jeder Mensch hat seinen ureigenen Wärmeorganismus, seine ganz eigene Wärme. Die Wärme, die uns durchströmt, kommt nicht von außen, sondern wird im Leib selbst erzeugt, sie ist auch von außen nur schwer beeinflussbar. Wärme ist das Medium, in dem wir bewusst und individuell unseren Körper beherrschen. Eine Wärmetherapie kann daher nur eine Einladung an den Wärmeorganismus sein, kann nur sanfte Impulse geben. Die eigentliche Aktion bleibt dem Organismus überlassen, er muss frei bleiben dürfen und nicht zu einer Reaktion gezwungen werden.

Wärme ist die Ur-Energie unserer Individualität

Wärme fließt stetig und sucht immer Ausgewogenheit. Wärme strahlt in das weniger warme hinein. Kälte zieht dabei die Wärme an – wobei es die Kälte eigentlich nicht gibt: Kälte ist erst da, wo keine Wärme mehr ist. Erst unterhalb des absoluten Nullpunktes gäbe es die Kälte ... wenn da nicht nichts wäre. Die Welt, die wir erleben, ist eine Welt der Wärme. In ihr gibt es zwischen für uns viel zu kalt und viel zu warm einen kleinen Bereich, in dem wir leben können und einen noch viel kleineren, in dem wir uns wohl fühlen. Je wohler wir uns in einer Umgebungstemperatur fühlen, desto weniger bewusst empfinden wir die uns umgebende Wärme. Dann fühlen wir uns am ehesten sicher, treten in diesem Zustand gerne in Kontakt mit anderen Menschen und können selbstbewusst agieren.

Allerdings ist die Wärme, die uns als Individuum erfüllt, nicht die Außenwärme. Der menschliche Organismus nimmt äußere Wärme nur sehr bedingt, fast gar nicht auf – er hat seine ureigene Wärme. Sie wird im Leib selbst erzeugt und durchströmt ihn mit dem Blut. Diese Erscheinungsform der Wärme ist die Basis unseres individuellen Bewusstseins und Grundlage unserer Lebensform. Die Wahrnehmung der Wärme geschieht ausschließlich im absoluten Verhältnis zum eigenen Wärme-Zustand. Daraus folgt, dass jede Beziehung durch die Wärme bestimmt wird, auch die therapeutische. Jede Anwendung, besonders die Wärmetherapie, muss gut abgestimmt sein. Sie sollte Kraft spenden, positive Empfindungen und Nähe ermöglichen. Wärmeanwendungen sind Empathieträger und Beziehungspflege

Die unterschiedlichen Wärmequalitäten

Den Phänomenen der Wärme mit einigen kurzen Zeilen gerecht zu werden, ist unmöglich. Wärme ist Bewegung, Veränderung, Prozess und niemals statisch. Hier einige Ideen und Anregungen dazu.

Physikalische Wärme

Physikalische Wärme ist mit unterschiedlichen Methoden messbar, wobei es sich immer nur um Relationen handelt. Die bei uns gebräuchliche Celsius-Skala orientiert sich am Aggregatzustand des Wassers. Auch die sensorische Wahrnehmung stellt immer ein Verhältnis her; zur eigenen Körperwärme oder zu einem empfundenen Vergleichszustand. Wobei es sich nie um einen fixen Zustand handelt, sondern immer um die Momentaufnahme einer Tendenz. Trotzdem ist Wärme in dieser Erscheinungsform direkt wahrnehmbar und messbar. Der menschliche Organismus nimmt physikalische Wärme nur sehr bedingt, fast garnicht auf – er hat seine ureigene Wärme, die im Leib selbst erzeugt wird und ihn mit dem Blut durchströmt. Diese Erscheinungsform der Wärme ist die Basis unseres individuellen Bewusstseins.

Feinstoffliche Wärme

Wenn Wärme physikalisch nur als als Prozess gesehen werden kann, muss in lebendigen Systemen dieser Prozess eine Wirkung haben und Spuren hinterlassen. Das mag im Folgenden eine sehr persönlichen Deutung sein aber sie ist Ergebnis langer intensiver Beschäftigung mit diesen Phänomenen. Zunächst dazu ein (viel zu kurzer) Blick auf die Bienen; sie haben wie wir Menschen, einen eigenen Wärmeorganismus. In ihrem Brutnest herrschen 37°C mit sehr geringen Temperaturschwankungen. Dieses Phänomen basiert auf dem Sozialgefüge der Honigbienen, die zu dieser Lebensform fähig sind, weil sie einen übergeordneten Leib aus Wachs errichten und darin leben. Das Bienenwachs ist ein Stoffwechselprodukt ihrer einzelnen Körperchen; sie sammeln Nektar aus Blüten und Pollen, daraus erzeugen sie Honig und Bienenbrot, wovon sie sich ernähren. Während der warmen Jahreszeit, tritt aus den Wachsdrüsen junger Bienen das Wachs in kleinen durchsichtigen geruchsneutralen Schüppchen aus. Baubienen kneten und formen daraus Wabenstrukturen mit zunächst runden kleinen Zellen. Hierbei wirken viele Bienen mit; sie loten aus, bearbeiten das Wachs und formen es. Erst Wärme, von einzelnen Heizerbienen appliziert, formt die bekannten Sechsecke der Waben. In diesen Waben wird die Brut herangezogen und mit Schwesternmilch genährt. Die Nahrungsmittel werden darin geschaffen und gelagert und die Körperwärme, das Klima im Stock, kann nur aufgrund dieser Waben erhalten werden. Ganzjährig und in den meisten Klimazonen der Erde. Bienenwachs ist Wärme; es entsteht in der warmen Jahreszeit, es wird durch Wärme strukturiert und es ermöglicht übergeordnete Wärmeprozesse. Es wird geschaffen von Wesen, die im Licht leben – in der Licht-durchfluteten Wärme, in jener Region der Erde, in der die Pflanzen sich in feinsten Stoffen, schon kaum noch stofflich, in die Atmosphäre ergießen. Bienen sammeln diese feinsten Stoffe und verdichten sie in Materie zurück. Bienenwachs ist Stoffgewordene Wärme.

Seelische Wärme

Seelenwärme ist Herzenswärme. Alle fühlenden Geschöpfe dieser Welt haben mehr oder weniger bewusst Zugang zu dieser Wärmequalität. Wie für die physische Wärme gilt auch für die Seelenwärme, dass sie immer Prozess ist, immer Bewegung, demzufolge nur in Relation existiert. Wärme kann nur in einem Verhältnis wahrgenommen werden; mit kalten Händen ist die Temperatur von Wasser nicht einschätzbar. Vergleichbar kann sich eine angsterstarrte Seele nicht einfach so öffnen. Sie wird sich allmählich erwärmen und irgendwann kann sie Wärme sogar wieder ausstrahlen. Seelenwärme macht Mut, gibt Geborgenheit und Schutz. Wir sind soziale Wesen und brauchen einander. Fürsorge kann auf unterschiedliche Weise vermittelt werden; in Gesprächen, körperlicher Nähe und mit therapeutischen Anwendungen. Wir Menschen leben nicht in großen gemeinsamen Körpern, allerdings in einer starken sozialen Gemeinschaft. Die ist lebenswichtig für uns, engt jedoch auch ein und lässt uns deshalb nach Individualität streben. Menschen sind Individuen. Die Erkenntnis davon tritt besonders in persönlichen Krisen – also auch in Krankheit – oft schmerzhaft ins Bewusstsein. Dann entwickelt sich schnell das Gefühl von Einsamkeit und Verlorensein. In solchen Phasen brauchen wir die Seelenwärme anderer Menschen besonders.